Auch ich entlarve noch ab und zu seltsame Gewohnheiten. Seltsame Gewohnheiten, die so gewohnt sind, dass sie einem – also in dem Falle auch mir selbst – gar nicht seltsam vorkommen.
So hatte ich zum Beispiel sehr lange ein großes Vorratsregal im Keller. Bis mir irgendwann selbst in den Sinn kam, dass ich im Falle eines Krieges drei Monate dort verbringen könnte. Bei dem Gedanken bin ich selbst erschrocken.
Alle, die den Weltuntergang schon immer vorhergesagt haben, raten natürlich genau dazu. Mir hat es jedoch mein mangelndes Vertrauen verdeutlicht, meine Verbindung zur Lebensgeschichte meiner Großeltern, die tatsächlich nach dem Krieg verständlicher Weise ‚auf Vorrat‘ gedacht und gekauft haben.Ich habe ihn abgeschafft. Und mit ihm ein Stück Angst vor dem Mangel. Dafür hab ich umso mehr Platz.
Jetzt zum Oktoberfest ist mir aufgegangen, dass ich teure, besondere Kleidungsstücke immer ‚für‘s Leben‘ kaufe.
Sicherheitshalber also auf Zuwachs. Nun habe ich als gebürtige Hessin eine richtige gewagte Investition getätigt: Ich habe mir mein erstes, einziges und bestes Dirndl direkt von der Designerin höchst-persönlich nochmal Maß anfertigen lassen. Der Verstand denkt sich natürlich: „Wie kann man sich auch Sachen zu groß kaufen?“Doch für mich war das das normalste der Welt. Ich hatte in der Pubertät Gewichtsschwankungen und kam von meinem Amerika-Aufenthalt mit 10 kg mehr zurück. Und ich komme aus einem kleinen Dorf und dort hab ich das so erlebt: man heiratet, bekommt Kinder und nimmt zu. Das ist eben so. Deshalb hab ich da einfach vorgebaut und gewisse Schwankungsbreiten einkalkuliert.
Wie an der Börse – es geht eben selbst im Normalfalle auch mal rauf und runter. Klick um zu Tweeten
Erst jetzt ist mir also aufgefallen, dass ich schon 15 Jahre verheiratet bin, schon 2 Kinder habe und immer noch das gleiche Wohlfühlgewicht wie schon 10 Jahre davor.
Das hat mich motiviert, diese Uralt-Gewohnheit konsequent auszurangieren: Mir Kleider zu gönnen, die mir JETZT passen. Und nicht auch noch sicherheitshalber irgendwann. Gesagt getan: Ich hab also mutigst einen Termin bei Samtherz direkt mit der wundervollen Designerin persönlich vereinbart (eine echte Geldheldin, die ich euch unbedingt noch näher vorstellen muss) und ihr Fazit:
Da müssen 4 cm raus, dann passt‘s perfekt.
4 cm!! Ich kann das quasi jetzt noch nicht fassen. 
Hab vertrauensvoll zugesagt, mein einzigartiges Dirndl in ihre vertrauensvollen Fachhände gegeben und dann erst mal geschwitzt: Ob ich da je wieder rein passe? Samt Maß und Brezn? Immer noch mit Leichtigkeit auf der Bierbank schwingend und singend?
Die Investition hat sich gelohnt und mehrfach ausgezahlt. Das Dirndl sitzt jetzt eben wie für mich höchst-persönlich maßgeschneidert 🙂 .Das alleine fühlt sich wundervoll an. Jetzt hab ich ein Kleid für die Ewigkeit, dass mir vor allem JETZT passt. Und: ich habe etwas, das mich immer daran erinnert, nicht zu lange vorauszudenken. Wenn es jetzt passt – das Leben, die Familie, der Beruf, die Karriere – so wie es jetzt ist, dann passt es.
Es gibt keinen anderen Moment, den wir gerade erleben. Wir wissen nicht, ob es als nächstes rauf oder auch mal runter geht.
Deshalb ist DAS – JETZT – das Einzige, was zählt.
Ich hab‘ wieder ein kleines, feines Stück verstecktes Restmangeldenken rausgeschneidert aus meinem Leben.
Welches behutsam bewahrte Restmangeldenken willst Du ausrangieren? Jetzt. Komme, was wolle.
Höchste Zeit, sich das Leben und alles darin passend zu machen. Klick um zu Tweeten
Mit dickem Danke an Monika Strobl-Klein von Samtherz 
