Ein Frauennetzwerk bietet Dir einen Vortragsplatz – gut für Deine Referenz…
denkst Du.
Ohne Geld natürlich. Immerhin musst Du froh sein, von der Reputation des Netzwerks zu profitieren. Es ist schließlich eine Ehre. Und Du hast ja auch selten die Gelegenheit, vor einer großen Gruppe zu sprechen. Werbung für Dich zu machen. Die Liste der Pro-Argumente ist lange.
Und jetzt komme ich und sage STOP – keine Vorträge für Netzwerke nur für die Referenz.
Denn: Was passiert dabei eigentlich? Und vor allem wohin führt das?
Du darfst für die Zeit, die Du investierst, selbstverständlich etwas verlangen.
Warum ich so denke, kannst Du gerne in den folgenden Zeilen lesen:
Seit 10 Jahren verweigere ich mich erfolgreich in Frauennetzwerken zu referieren, die einfach kategorisch und trotz besserer Möglichkeiten NULL dafür zahlen (wobei sie für männliche Referenten durchaus mal Ausnahmen machen, wenn er nun anders gar nicht zu gewinnen ist).
In diesen 10 Jahren habe ich wohl so ziemlich jeden Grund gehört DAFÜR: >> eine Frau, die Wertvolles zu sagen hat, die mit Freude und Begeisterung inspiriert, Wissen teilt und Gedanken hinterlässt, die über Wochen nachreifen und im Idealfalle ein Leben lang begleiten NICHT zu bezahlen.
Nun habe ich hier mein DAGEGEN – es ist kurz, knapp und klar, und ich wünsche mir sehr, dass Du Dich dort wiederfindest.
Keine Bezahlung für eine professionelle Leistung widerspricht
- meinem Selbstwert
- all meinen Erfahrungen eines stimmigen Geben und Nehmens
- letztendlich sogar meinem Glauben an die Menschheit.
Sollte es nicht das NORMALSTE der Welt sein, das gerade Frauennetzwerke ihre Referentin, die sich diesen Abend exklusiv dafür frei gehalten hat, sich darauf vorbereitet und alle an diesem Abend unterhält und einen Wert stiftet, zu bezahlen?
Ich verstehe das einfach nicht. Du?
Was sind Deine Gründe? Du kannst gerne die Kommentarfunktion nutzen und mir Deine Gründe erzählen.
Einmal habe ich in einem weltweit erfolgreichen Frauennetzwerk von Frauen in gehobenen Positionen referiert. Als Honorar habe ich immerhin eine feste Buchabnahme ausgehandelt und die Freiheit über das zu reden, was ich will. Und dann habe ich über genau diesen Missstand referiert.
Das war der abschließende Kern meiner Wahrnehmung als Botschaft: Ich nehme das kategorische Nichtbezahlen als Mangel, Verletzung und Kleinhalten wahr. Das zu erleben macht mich traurig und es verletzt mich, dass das Beste, was ich zu Geben bereit bin, einfach nicht honoriert werden will. Mein Wunsch ist, dass Frauen das mal für sich hinterfragen und das in sich finden, was sie sind: liebevoll, großzügig und das gerne!, wertschätzend.
Kleingeistigkeit vermehrt Kleingeistigkeit.
Wenn wir wachsen wollen, müssen wir (man muss ja grundsätzlich mal nichts im Leben, aber in dem Falle ausnahmsweise eben schon 🙂 ) wachsen und aus unserer inneren Größe heraus handeln.
Hach… das musste mal raus.
Ich hoffe, dass das viel breiter gehört wird. Dass erfolgreiche Frauen – gleich wie schwer sie es gehabt haben mögen – es anderen nicht ohne jede Selbstreflektion schwer machen, während es längst für alle leichter, freudvoller und beziehungsstärker ginge. Für 40 Frauen je 10 Euro zu zahlen, ist für alle leichter, als für eine auf 400 Euro Aufwandsentschädigung zu verzichten (ich rede also längst noch nicht von Honoraren – so weit reicht meine Visionskraft im Moment noch nicht, aber die Hoffnung keimt…).
Für jeden stimmigen Austausch und wie dieser sich im speziellen Fall gestaltet kann >> bin ich immer offen und freue mich darauf.
Selbst wenn das Geld hinterher 1:1 gespendet wird, kann ich aus Erfahrung nur sagen: Es fühlt sich wesentlich reicher an zu erleben, dass man etwas Wertvolles zu geben hat, geschätzt wird und nur in diesem Fluss immer mehr zu geben hat und man nur dadurch großzügig sein kann.
Wie siehst Du das? Schreibe mir gerne in den Kommentaren und lass uns darüber visionieren 🙂
Da ich gerne neue Erfahrung dazu sammle, habe ich gleich Neues probiert. Hier geht es zur Fortsetzung: >> Geld als Geschenk.
danke für diese punktgenaue Sammlung an Gründen, die für unsere Wertschätzung sprechen.
Vielen Dank Elisabeth,
für Deinen Beitrag, Deine Zustimmung und Unterstützung. Schließlich geht es um ein kollektives Thema, das uns an dieser oder anderer Stelle alle betrifft. Vielen Dank und alles Liebe, Nicole
Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen: Auf der einen Seite hast du meine volle Zustimmung, etwas, was nichts kostet, ist ja auch nichts wert. So weit, so gut. Auf der anderen Seite mag ich aber nicht alles unter diesem monetären Duktus stellen, der alles nur nach dem Preis beziffert, den er dafür zahlt und bekommt, homo oeconomicus sei Dank.
Vielen Dank liebe Sylvia,
für diesen ehrlichen Kommentar und ‚guten Grund‘.
Da sprichst Du gleich einen heißesten Punkt an, denn der wird tatsächlich oft angeführt. Also so eine Art Ehrenkodex, Tradition usw.
Nur muss man manchmal auch Traditionen hinterfragen und in eine neue, zeitgemäße und konstruktive Richtung führen.
Genau dieses Hin-und-hergerissen-sein ist nicht nur ein sehr weibliches Phänomen, sondern aus meiner Beobachtung der Grund für den weiblichen finanziellen Mangel auf diesem Planeten.
Denn darin enthalten und gut konserviert ist ja negatives Geld-Gedankengut, wie z.B. dass Geld potentiell schlecht sein könnte, Ethik und Ehrlichkeit untergräbt, Beziehungen verändert/ verschlechtert, einer ehrenwerten Frau nichts steht oder ähnliches.
Ein Zwiespalt, der unbewusst stresst und hemmt und somit wertvolles Potential unterbindet.
Dabei ist Geld immer nur das, was wir daraus machen. Insofern kann man mit Geld ausschließlich positives tun, wenn man will und wenn man es denn dafür hat.
Kein Geld für eine Leistung zu zahlen ist unterbundener Austausch. Statt zu fließen, stockt es. Und Frau nimmt das mal mehr, mal weniger zähneknirschend in Kauf und redet es sich schön.
Ich wundere mich also nicht wirklich, dass wir in einer Welt leben, in der
– Altersarmut ein weibliches Phänomen ist,
– es Frauen unangenehm bis hochgradig peinlich ist ‚sich zu verkaufen‘,
– sie sich sicherheitshalber unter Wert verkaufen, bis zu 30% weniger verdienen,
– ihr Licht unter den Scheffel stellen, ohne jede Aufwandsentschädigung referieren,
– sich in welcher Position auch immer aschenpuddel-like aufrödeln…
stets versucht, ethisch korrekt zu sein, für alle zu sorgen, immer ein bisschen mehr zu geben als alle anderen und dafür über längst nicht mehr spürbare eigene Grenzen gehen. Bis zum Burn-out – in unserer Buy-out-Gesellschaft, in der wir menschlich selbstverständliche Werte verkaufen und der Mensch nichts Wert sein, nichts kosten darf. Auch das nehmen wir lieber billigend in Kauf, statt fairer Preise und Honorare.
Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass es bisher so war. Viele dieser Verbände wurden zu Zeiten gegründet, als Frauen finanziell noch nicht so autark waren oder sein konnten. Es gab bis knapp vor den 60er Jahren selbst in Deutschland noch das Berufsverbot für verheiratete Frauen! Inzwischen werden Unterhaltszahlungen rechtlich legitimiert gekürzt und Frauen sind zu mehr Eigenständigkeit aufgefordert – trotz Kinder. Frauen wurden bisher in der Kindheit nie mit gleicher selbstverständlich an die Macht und Möglichkeit des Geldes herangeführt. Das ist bei Männern anders, so dass sich diese Frage und der Zwiespalt nicht in der Form ergibt, ob man nun gut ODER geldgierig ist. Ein toller Mann sollte schließlich eine Familie ernähren können (dieses Argument wurde mir sogar in fortgeschrittener Argumentationslosigkeit als Erklärung für die Nichtbezahlung meiner Leistung geliefert! Dass man bei Männern eher eine Ausnahme mache, weil sie ja schließlich eine Familie ernähren müssten! Randbemerkung meinerseits: In meiner Familie sind wir beide selbständig und es ist völlig egal, wer nun das Geld verdient. Mein verdientes Geld entlastet und erfreut meinen Mann. Allerding kann er nicht meine Vorträge halten, sonst würde ich ihn das in den Fällen übernehmen lassen).
– Solange Frauen noch glauben, dass Geld in irgendeiner Form negativ oder schädlich sein könnte, werden sie immer weniger davon haben, als es der Fall längst sein könnte.
– Solange Frauen sich noch darin unterstützen, sich gegenseitig professionelle Leistungen umsonst abzuverlangen, fördern sie nicht ihren Selbstwert und ihre daraus mögliche finanzielle größere Kraft und Wirkung.
– Solange Frauen noch glauben, dass es ohne Geld ethischer und besser ist und wir ansonsten zum Homo Ökonomikus werden, enthalten wir uns das vor, was Geld sein kann: gern gegebene Wertschätzung für eine gern gegebene Leistung. Und das ist pure Freude, für beide Seiten. Und nur dann kommen wir in ein gesundes Mehr, aus dem heraus wir wirklich mehr zu geben haben.
Auch dazu halte ich jederzeit gerne eloquente, unterhaltsame, nachhaltig wirkungsvolle Vorträge. Nur eben nicht umsonst.
Wir haben die Chance das zu ändern in den unterschiedlichsten Systemen: zum Beispiel in der eigenen Erziehung unserer Töchter. In Unternehmen. In der Wirtschaft und Politik. In traditionsreichen Verbänden. Doch der Anfang sind wir selbst.
Wichtige und richtige Argumente. Wir Frauen sollen nicht immer wieder „kostenlos“ unser Wissen zur Verfügung stellen. Das geht bis dahin, dass Frauen oft in Erklärungszwänge kommen, wenn sie auf ein berechtigtes Honorar bestehen. Warum erwarten Frauen von anderen Frauen kostenlose Dienstleistung?
Vielen Dank Angelika,
für Deine Bekräftigung. Du hast völlig Recht in Deiner Wahrnehmung, dass es das selbstverständliche und wertvolle ’sich verkaufen‘ unterbindet und Frauen innerlich empfindlich berührt.
Deine Frage ist also sehr wertvoll und ich freue mich, wenn wir sie immer mal wieder an passender Stelle aufwerfen und die Erkenntnisse und Antworten teilen.
So kommen wir der Sache noch schneller auf den Grund und bringen alleine durch konsequentes Hinterfragen eingefahrener Verhaltensweisen etwas in Bewegung. Höchste Zeit ist. Alterswohlstand steht Frauen wesentlich besser, als Altersarmut. Um das zu erreichen, gilt es an vielen Stellen bisheriges Denken und Handeln zu hinterfragen. Denn wir ernten immer nur, was wir säen.
Danke für fleißiges mit-säen und Samen weiter streuen,
Nicole
Ich gebe dir voll und ganz Recht. Ich mache aber die Erfahrung dass Artikel, in den Missstände aufgezeigt werden, sehr schnell abgenickt werden so nach dem Motto: Ja, genau, endlich sagt das mal einer, Schweinerei….
Es wird aber drauf vergessen sich ganz ehrlich zu fragen: Wie ist denn das bei mir?
Wenn ich will, dass sich etwas verändert, gehe ich voraus?
Bezahle ich freudig für die Leistungen, die für mich erbracht werden und gebe auch gleich noch die eine oder andere Empfehlung ab, wenn ich zufrieden war?
Oder bin ich eine von denen, die den halben Tag meckert, dass alles so teuer ist und die Leute ihren Job dann sowieso nicht ordentlich machen?
Nur so als Ergänzung, weil es mir wichtig erscheint.
Liebe Grüße, Alexandra
Vielen Dank Alexandra,
das stimmt natürlich: das Nachbohren und sich selbst an der eigenen Nase fassen, ist die Voraussetzung.
Ich für mich setze das so um:
– Ich verzichte konsequent auf den Vortrag, wenn einfach aus Prinzip (und nicht mangels aller vorhandender Möglichkeiten) nichts gezahlt werden will.
– Ich stelle nur Geld in Rechnung in Absprache mit der Genießerin meiner Leistung und nur dann, wenn es passt (was jedoch bis dato immer der Fall war)
– Ich nehme nur Geld an, dass mir gerne gegeben wird und liebe es zu wissen, dass nur gern gegebenes Geld auf meinem Konto und in meinem Geldbeutel ist.
– Ich zahle sehr gerne für alles, was ich nutze. Und spare mir genauso gerne all das, was ich gerade nicht brauche oder mein Leben nicht bereichert.
– Ich bin dankbar, wenn mir jemand entgegenkommt, wenn es der Sache dient.
– Ich bin für faire Bezahlung all der Menschen, die die Arbeit machen. Und für ein freudvolles Hinterfragen der Gehälter und Superreichtümer, die jedes Ausmaß an fühlbarem Reichtum übersteigen, dem Mensch mehr nicht dienen, aber den Geldkreislauf blockieren.
– Ich will Frauen in ihrer finanziellen Kraft und Wirkungsmöglichkeit dienen. Dafür gehe ich bis dato auch oft in Vorleistung und eröffne ab morgen feierlich den Finanztopf (http://www.geldheldinnen.de/erfolgreiche-frauen-geben-gesund/)
– Ich freue mich wie ein kleines Kind, wenn ich gut verdiene, für Vorträge fürstlich bezahlt werde und mein Wert steigt.
Ich meckere selten, aber wenn dann mit voller Freude und Überzeugung 🙂
Deine Frage ist sehr wertvoll: was tue ich dafür?
in mir, in meinem eigenen Handeln… und auch an den Stellen, an denen ich mit Nachfragen, Gespräche führen, anders Agieren etwas verändern kann.
Danke Dir Alexandra,
Nicole
Hier möchte ich auch „meinen Senf“ dazu geben: gerade in einer Zeit, wo es zur Normalität geworden ist, kostenfreie, wertvolle Tipps per Newsletter zu verschicken und zu Vieles als selbstverständlich kostenlos in Anspruch zu nehmen, ist es für mich enorm wichtig wertzuschätzen. Und da gehört ein entsprechender Ausgleich in Form eines Honorars dazu! Es ist gut, dass dieses Thema bewegt wird.
Vielen Dank Anja, für Deinen wertschätzenden ‚Senf‘. Genau darum geht es: das Thema zu bewegen.
Also nicht als einmaligen Blogbeitrag zu sehen und zuzustimmen, sondern es wirklich zu bewegen.
Gerne reflektiere ich ALLE scheinbar guten Gründe, um zur nachvollziehbaren und fühlbaren Erkenntnis zu führen, dass KEINEN guten Grund gibt, auf Geld zu verzichten oder Frauen nicht zu honorieren.
Gerne werde ich auch einen Brief mit diesen aufgelösten Gründen verfassen, den wir alle mal bei solchen Netzwerken diskutieren können, damit sich eben was bewegt. In den Köpfen, im Gefühl und im Geldbeutel.
Gerade das Argument, des ‚gerne Gebens‘ und ‚Gutes tun‘ ist so hartnäckig in den Köpfen, dabei steht Geld dem gar nicht im Wege, sondern im Gegenteil: MIT Geld können wir noch mehr Gutes tun. Und diese gelebte weibliche Wertschätzung und positive Energie braucht die Welt auch ganz dringend 🙂
Vielen Dank also fürs Mitbewegen – Dir und allen!
Nicole
Danke! 😀
So.
Und jetzt noch eine Ergänzung, die ich leider viel zu oft selbst höre. Als Argument, warum nichts oder nur minimal bezahlt wird, kommt oft: „Sie müssen das solidarisch sehen, wir Frauen müssen doch [wahlweise: solidarisch / in unserem Tun / in unseren Anliegen…] zusammenhalten!“
Damit wir auch in Zukunft unseren Lohn nur in Form von netten Worten erhalten? Weil Frauen es nicht mögen, wenn eine aus dem Krabbenkorb klettern will? Gekrönt wird das im nahezu gleichen Atemzug mit der Beschwerde, dass Frauen immer noch weniger als Männer verdienen.
Ach? Ach was?
Ob es da wohl einen Zusammenhang gibt? Mhm?
Also noch einmal: Danke!
Liebe Nicole,
ein tolles Statement. Vielen Dank für die engagierten, gut fundierten Inhalte, auch in den Kommentaren.
Ein Konflikt, wenn wir es auch nur mal bei dem Output betrachten: Ich differenziere derzeit wo ich kostenlos in Vorleistung gehe. Das hat sicher auch etwas mit dem Mainstream zu tun. Sichtbarer werden zu wollen, meinen Expertenstatus deutlich machen zu wollen, sich aus der Masse für einen Moment abheben wollen. Damit meine ich Freebies, wie für den Newsletter-Eintrag oder auch als Zugabe zu Blogbeiträgen.
Sobald es an öffentlichere Angebote geht, wie in diesem Beispiel mit dem Vortrag, noch dazu im Zusammenhang mit einem Frauen-Netzwerk, wo ich eher Stärkung als Schwächung erwarte, hört es bei mir auch auf.
Dasselbe erlebe ich mit Medien wie dem Radio, oder auch Beiträgen in Talk-Shows. Dieselbe Argumentation, man hätte ja einen so großen Nutzen dadurch, Werbung etc. Dabei ist es oft enorm aufwendig, kräftezehrend und kostenintensiv dem nachkommen zu wollen, zumindest wenn Reisen damit verbunden sind oder längerdauernde Veranstaltungen, die sich am Ende fast gar nicht lohnen. Das finde ich schon sehr zu Bedenken.
Davon abgesehen muss ich sagen, dass es in meinem Leben Zeiten gegeben hat, wo ich so wenig Geld und Möglichkeiten hatte, dass ich wirklich sehr dankbar war, dass es diese Form von Menschlichkeit gibt und gab, auch für wenig Geld teilhaben zu können, weil Menschen großzügig sind und waren. Meistens Frauen, wohl wahr. Ich habe dann auch sehr darauf geachtet etwas zurück zu geben oder mich später zu revanchieren. Ich weiss aber auch, dass es für mich in dieser Lebenslage ohne dieses „frauentypische“ Geben sehr schwer gewesen wäre mich da herauszukämpfen.
Damit will ich sagen, dass alles seine Berechtigung haben kann, wenn man selbst noch wertschätzend auch mit kostenlosen oder kostengünstigen Gaben umgeht. Als Gebender, wie auch als Nehmender. Deswegen muss man nicht nur so sein, sondern bewusst und achtsam zur richtigen Zeit das Richtige tun, wäre meine Idee dazu. Also nicht nur den ultimativen Stab zu brechen, sondern abzwägen. Und sich dann dafür auch gerade zu machen.
Liebe Grüße
Stephanie
Vielen Dank für Deinen Beitrag Stephanie,
völlig richtig. Uns wird ohnehin sehr viel an kostenfreier Leistung abverlangt und das auch eingeredet, dass es so ist und so sein muss. Das Gerne-Geben. Das Gerne-Geben ist natürlich essentiell. Nur wenn es ein Geben-Müssen wird, wird das Gerne-Geben unterwandert; das lässt sich gar nicht vermeiden. Und dann geht Wirkung verloren.
Wir würden also sehr gut daran tun, wenn man auch mal wieder lernt gerne seinen Ausgleich zu geben – für jedwelche gerne gegebene Vorleistung, die natürlich honoriert werden muss.
Hier verselbständigt sich ein System, das für alle Nachteile bringt.
Denn der Austausch ist fühlbar nicht stimmig, wenn Menschen systematisch kostenfreie Leistungen für sich rausziehen, ohne je dafür etwas geben zu dürfen oder einfach zu geben.
Die Bilanz stimmt nicht. Dadurch wächst der Gedanke, dass man mehr geben muss. Also gibt man selbst mehr, verausgabt sich mehr, geht über Grenzen… eine Negativ-Spirale.
Wichtiger ist also erst mal wieder einen wertschätzenden Austausch zu fördern, in dem jeder gerne gibt, gerade dann, wenn er etwas bekommt.
Den zweiten Punkt behandele ich gleich separat, weil er so wichtig und wertvoll ist.
Bis gleich…, Nicole
Zu diesem zweiten Punkt mit dem Entgegenkommen…
Zeiten mit wenig Geld und Möglichkeiten kennen wir alle. Denn wir leben in einer Gesellschaft, in der das ein Tabu ist. Es wird einfach so getan, als müsse es immer bergauf gehen. Dadurch entsteht leicht das Gefühl des Versagens, wenn der Geldfluss mal nicht so flutscht. Finanzielle Rückschläge und Widrigkeiten, Herausforderungen des Lebens gehören für uns alle dazu. Sie sind Teil des Lebens. Das gilt es zur Entspannung aller anzuerkennen, damit es uns nicht mehr peinlich ist, wenn es gerade so ist. Und damit wir auch dann darüber reden können und sinnvolle Tauschmöglichkeiten finden.
Doch die Großzügigkeit im Mangel ist ein zweischneidiges Schwert. Und diese Wirkung wird völlig unterschätzt: wenn wir den Mangel mit Entgegenkommen belohnen, dann erleben wir den Wert menschlicher Unterstützung im Mangel. Wir vermehren damit den Mangel. Wir nähren die Angst davor, dass uns – wenn es uns gut geht – weniger Unterstützung von anderen zu Gute kommt. Aus meiner Sicht ein Grund, warum die unbewusste Erfolgsangst vieler Menschen größer ist, als ihre Angst vor dem (schon mal durchlebten) Mangel. Das ist wie bei einem Kind, dass Unterstützung und Aufmerksamkeit nur bekommt, wenn es krankt ist: Es wird öfter krank.
Ein Entgegenkommen ist immer o.k. Doch dürfen wir lernen, Menschen auch dann zu unterstützen, wenn sie es nicht brauchen. Menschen ihre Erfolge zu gönnen, anzuerkennen, zu würdigen und zu feiern, um uns und anderen zu zeigen, dass wir auch wertvoll und geschätzt sind, wenn wir reich sind und keine Unterstützung brauchen.
Vielen Dank für Deinen guten Gedanken, der mich dazu bringt auf dieses wichtige Thema hinzuweisen. Alles Liebe, Nicole
P.S. und ich breche total gerne den ultimativen Stab. Warum? Weil das Unterbewusstsein völlig überfordert ist mit „Ja, aber… Ausnahme 1, Ausnahme 2, Ausnahme 3“. ‚Ja, aber‘ ist fürs Unterbewusstsein Überforderung und unnötiger Stress.
Erst mal geht es um ein klares Bekenntnis (ohne Ausnahme): für einen wertschätzenden Austausch mit Geld. Weil dieser immer förderlich ist. In jeder Beziehung. Und wenn das Geld gerade fehlt, dann gilt es in dieser guten Beziehung darüber zu sinnieren: wie könnte es dennoch gehen?
Die wahre Kunst ist dann, nicht weniger zu verlangen oder zu geben, sondern aus dem Mangel heraus größere Gedanken zu denken, die den Mangel überwinden. Dazu reicht für ein paar völlig normal-clevere Köpfe die einfache Frage: WIE? Und vielfältige Antworten können ungeahnte Türen öffnen…
Der Kern des Denkens und Handelns sollte sich darauf fokussieren: das gemeinsame Wachsen.
Vielen Dank für den Artikel.
Alles sollte bezahlt werden. Die gegenseitge Wertschätzung ist so wichtig und ernst zu nehmen.
Man kann ja auch gern Tauschgeschäfte machen. Aber eine Wertschätzung egal in welcher Form oder Höhe ist wichtig.
Viele Grüße
Sabine
Vielen Dank Sabine,
ja darum geht es. Dass nicht nur in warmen Worten die Wertschätzung da ist, sondern auch der reale Austausch für beide Seiten stimmt und Freude und Gewinn bringend ist.
Wie gut das auch mit Geld klappt, hab ich ja gerade nochmal getestet. Auch so kann es gehen. Wenn wir wollen und zu Geld stehen! http://www.geldheldinnen.de/geld-als-geschenk/
Alles Liebe, Nicole
Hallo Nicole,
du hast mir mit diesem wunderbaren Artikel wirklich aus der Seele gesprochen. Mit den ersten kostenlosen Vorträgen, die man macht, ist man schnell in diesem Kreislauf gefangen. Sicherlich mag es am Anfang ganz hilfreich sein, die ersten Referenzen auf diese Weise zu sammeln.
Doch das Problem ist, wenn man damit einmal angefangen hat, fällt es selbst schwer, das nächste Mal auf ein Honorar zu pochen.
Leider ein absolut typisches Frauenproblem! „Kann ich das machen – bin ich gut genug dafür – das kann ich doch nicht erwarten….“
Welcher Mann denkt so? Welcher Mann würde auf sein Honorar verzichten?
Ich finde es einfach nur erschreckend, dass es immer uns Frauen damit trifft. Hinzu kommt: Wenn sich immer wieder Frauen finden, die diese Forderungen mitmachen, werden wir nie aus diesem Kreislauf herauskommen.
Also, einfach mal den Mut haben und auf ein Honorar bestehen. Und wenn es „nur“ die 10€ pro Person sind, wie du in deinem Besipiel schreibst.
Wir brauchen genauso die Wertschätzung und Anerkennung, aber genauso auch die „Euros“, wie jeder Mann auch.
Hezliche Grüße
Ulrike Giller
Ja, auch das ist ein ganz wichtiger Aspekt, Ulrike,
gerade bei Frauen: wenn man auf Honorar verzichtet, fällt es das nächste mal umso schwerer Honorar zu verlangen. Nicht nur, weil die Übung darin fehlt, sich selbstverständlich gut zu verkaufen, sondern weil Frauen sehr viel Wert auf einen stimmigen und fairen Austausch legen.
Noch bevor es uns also selbst auffällt, sind wir in diese Falle getappt: wenn wir hier umsonst referieren, scheint es unserem Inneren, unserem Unterbewusstsein ungerecht an nächster Stelle nun richtig sattes Honorar zu verlangen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns dort entsprechend entgegenkommend verhalten und nicht ‚unfair‘ oder in unserem eigenen Stimmigkeitsempfinden unverhältnismäßig unverschämt sind (wenn wir ein normales, gutes bis durchaus sehr gutes Honorar ganz selbstverständlich verlangen!)
Wir zahlen also nicht nur bei diesem Vortrag drauf, indem wir nichts verdienen, wir schänden unseren wahren Wert in dieser Disziplin und verkaufen uns auch an anderer Stelle eher unter Wert – statt selbstbewusst souverän wertvoll.
Was ich persönlich am Schlimmsten finde, ist dieses klamme Schamgefühl, dass man sich dabei ‚einkauft‘. Dieser unausgesprochene Solidaritäts-Armutspakt: ‚Du verdienst nichts‘. Dahinter verbergen sich viele alte Wunden. Viele alt-eingesessene Frauennetzwerke wurden ja noch etabliert, als Frauen in Banken schräg angesehen wurden! Dieses Schambewusstsein setzt sich fort in diesen Aussagen, wie: das haben wir schon immer so gemacht. Das ist unsere Solidarität. Während in Wahrheit die emotionale Sprache dahinter so klingt: Ich hatte es nicht leicht, deshalb mache ich es Dir nicht leicht. Ich bin nichts wert, deshalb bist Du auch nichts wert. Geld ist peinlich – damit haben wir nichts
Wenn Frauen da mal wirklich ehrlich sind, dann verbirgt sich dahinter so einiges, nur nicht das, was nach Außen so gerne und so heroisch angeführt wird: liebevolles Geben, stimmiger Austausch und Wertschätzung.
WENN die Wertschätzung wirklich ernst gemeint ist, dann scheitert es auch nicht daran, etwas Geld zu geben. Und: das GERNE.
Danke Dir für Deinen Beitrag und Deine Unterstützung, Nicole
P.S. Meine Fortsetzung – um all diese Argumente grundlegend zu beleuchten, zu hinterfragen und in Wandlung zu bringen – folgt.
Ach ich poste das einfach nochmal: Wertschätzung kann auch so aussehen. Tut keinem weh, alle haben etwas davon:
http://www.geldheldinnen.de/geld-als-geschenk/