Die (Frauen)Welt ohne Geld

Ein Thema, das mich schon lange bewegt. Wohl seit ich tue, wozu ich mich wirklich berufen fühle:

Wertschätzung mit Geld in die Welt zu bringen. Auf allen Ebenen. Und in jeder Beziehung.

Generell scheint die Welt zuweilen stark desorientiert zu sein, was wahre Werte betrifft oder wertbewusstes Handeln mit Geld. ‚Billig‘ liefert dabei eine erschreckend einfache Orientierung – der Preis zählt. Basta. Kein weiteres Denken erforderlich. Ganz schön einfach. Und ganz schön kurz gedacht. Traurig. Und langfristig sogar teuer.

NeueGeldgeschichteFrauen brauchen in diesem Dschungel von Wert, Geld, Selbstwert noch sehr viel Klarheit, Stärke und Durchsetzungskraft. Denn sie sind in der Messbarkeit der Bezahlung stark im Selbstwert getroffen. Schlechtere bis gar keine Bezahlung geht eben nicht spurlos vorüber. Die Narben sitzen tief.

So lässt es sich auch erklären, warum sich in diesem Bereich so derartig wenig verändert. Manches ändert sich sogar gar nicht. Wie die immerwährenden Anfragen aus Frauennetzwerken für kostenfreie Vorträge. Von Frau zu Frau. Solidarisch. Die Liste der scheinbar guten Gründe ist lang. Weil es gute Werbung ist. Weil es eine Ehre ist. Weil es alle machen. Weil … Weil es sonst eine andere macht.

Das Spiel mit der Angst und Wertlosigkeit ist ein gefährliches. Es hält den Deckel auf all den alten Begrenzungen, Abhängigkeit, Ausbeutungen und dem Aschenpuddel in uns.

2007 habe ich nachfolgenden Brief erstmals verschickt. Jahre später habe ich Respekt davor, wie klar und weise ich schon damals war. Ich unterschreibe ihn ohne Änderung heute noch genauso. Das tue ich hiermit. Für die Welt. Vielleicht berührt er und bewegt etwas – im Hirn und im Herzen.

Vielleicht fühlt sich eine Frau gestählt mehr, statt weniger zu fordern; oder bestärkt darin, einfach mal ’nein‘ zu sagen, auch wenn es weh tut. Oder jemand kommt doch auf die Idee, anzufangen darüber nachzudenken, wie es gehen könnte, wenn man will: Die Leistung einer Frau in dem Moment fair zu honorieren. Das ist der Anfang, damit ganz leicht das möglich wird, was wir uns alle wünschen: MEHR Wertschätzung. Auch und gerade mit Geld.

Ich wünsche es Dir – und der Welt!!!
Vielen Dank und viel Erfolg,
Nicole

Mein Brief für die Frauen-Welt:

brief_800„Liebe Frau S.,

durch ein Gespräch mit einer spannenden Autorin, die mit ihrem Vortrag an dem finanziellen Ausgleich in Ihrer Organisation gescheitert ist, hat es mich nun doch nachdenklich gestimmt, dass Ihre Vereinigung erfolgreicher Frauen, deren Ziel es ist, andere Frauen zu fördern, nicht GERNE einen angemessenen finanziellen Ausgleich an Referentinnen für erbrachte Leistung gibt.

Meine Auffassung ist, dass dieser finanzielle Ausgleich gelebte Wertschätzung ist.

Eine Vortrags-Anfrage für Frankfurt aus Ihrem weltweit erfolgreichen Netzwerk habe aus diesem Grunde abgesagt. Meine Zeilen bewirken dort immerhin, dieses Thema noch mal neu zu diskutieren. Und dies ist für mich viel wertvoller, als nur etwas Werbung für mich zu betreiben.

Der finanzielle Nicht-Austausch bewirkt, dass keine Wertschätzung fließt und Frauen sich kollektiv klein halten:

  • Erfolgreiche Frauen tun gerade so, als ob sie sich keine 20 Euro für einen Vortrag leisten können und
  • Referentinnen werden klein gehalten bzw. halten sich selbst klein, indem sie nicht das erhalten, was ihnen für den Wert ihrer Leistung selbstverständlich zusteht.

Dies bedingt aus meiner Sicht wesentliche Aspekte, warum Frauen immer noch essentiell (bis 30%) weniger verdienen als Männer:

  • Wir trauen uns nicht genauso viel Geld einzufordern und
  • fühlen uns vorzugsweise schlecht oder unsolidarisch mit anderen Frauen – oder sogar geldgierig,
  • uns fehlt das Wertbewusstsein für uns und unsere Leistung,
  • wir schämen uns Geld zu verlangen,
  • wir halten uns auf subtile Weise klein, anstatt unser Wachstum zu fördern.

Und das, obwohl jede Frau im Wesen gerne großzügig ist.

Warum eine Referentin kein Geld bekommt, lässt sich sicher auch in Ihrer Organisation auf vielfältige und rational nachvollziehbare Weise erklären. Doch im Kern bleibt das Grundthema und die konsequente Nicht-Honorierung bestehen.

Der Austausch ist nicht stimmig und fließt nicht so, wie er für alle bereichernd wäre:
großzügig, wertschätzend, freudvoll, reich in dem Wissen, das jede gerade gewinnt!

Es ist heilsam für jede Frau in sich den Samen zu legen,

  • dass wir wertvoll sind,
  • dass wir Anerkennung und Wertschätzung – auch in Form von Geld – leicht erhalten
  • und gerne großzügig geben.

Mit entsprechender Selbstverständlichkeit erlangen wir unseren Ausgleich und fordern ihn souverän ein.
Wann fangen wir an, das zu fördern?

Was ich möchte, wenn ich einen Vortrag halte oder auch eine Lesung, IST: Etwas bewegen, anregen, auslösen. Ich will, dass die Menschen fühlbar ein Stück reicher oder veränderter nach Hause gehen. Dies setzt voraus, dass die Offenheit der Personen dafür da ist. Und das wiederum setzt ihre Wertschätzung voraus.

Falls also die Meinung besteht, für eine solche Leistung nicht gerne zu bezahlen, dann besteht auch keine wirkliche Neugierde und Offenheit. Und dann ist es umsonst – in jeder Beziehung.

Falls diese Zeilen Sie berühren und zu eigenen Überlegungen anregen, nehme ich gerne als Vorreiterin ein Honorar entgegen. Falls Sie Spendengelder schätzen, spende ich auch gerne Geld. Es fühlt sich wesentlich reicher an, zu erleben, was man verdient und zu fühlen, wie großzügig man dadurch geben kann.

„Wir verlieren automatisch an Mangel, in dem Maße, in dem wir an Wertschätzung gewinnen.“ Nicole Rupp

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Mit freundlichen Grüßen,
Nicole Rupp

Ottobrunn im Oktober 2007″